Unser Taschengeld-Konzept: Hier gibt's eine Menge Anregungen!

Kinder gucken sich erst mal alles bei uns ab.


Unsere eigene Geschichte

„Unser Umgang mit Geld wurde regelmäßig kommentiert und bewertet – oft genug negativ, weil unsere Wünsche eben nicht denen unserer Eltern entsprachen. Über Geld wurde nicht viel gesprochen, und wenn doch, dann meistens im Zusammenhang mit Engpässen, nicht vorhandenen Handlungsspielräumen, Problemen.“


War das bei Euch ähnlich?

Heute versuchen viele Eltern das Gegenteil und wollen ihren Kindern freie Hand beim Taschengeld lassen. Aber ist das besser? Und wirklich „freie Hand“ ist’s ehrlicherweise auch nicht, oder?

Verhalten wir uns beim Geld anders als bei anderen Themen?

"Bewerten" oder "freie Hand". Gibt es irgendein Thema, bei dem wir uns so verhalten?

Wir haben das mal auf die Schule übertragen …

 

Modell 1: Wir stellen den Kindern die Schule zur Verfügung (so wie das Taschengeld): Wir fahren sie morgens hin, holen sie nachmittags ab. Das, was sie dort machen, kommentieren und bewerten wir – gute Note, schlechte Note, gutes Verhalten, schlechtes Verhalten.

 

Modell 2: Wir stellen die Schule zur Verfügung wie in Modell 1, halten uns aber ansonsten zurück. Die Kinder machen ihre Erfahrungen, wir schauen dabei zu.

 

Machen wir natürlich nicht. Wir begleiten unsere Kinder in der Schule: interessieren uns für ihre Geschichten, ihre Leistungen, üben mit ihnen, helfen ihnen, sprechen mit den Lehrern, gehen zu Elternabenden. Alles mit dem Ziel, unsere Kinder zu unterstützen.

 

„Uns kam irgendwann der Gedanke, Kinder auf diese Weise zu fördern! Nicht nur beim Klavierspiel, beim Sport und natürlich in der Schule – sondern eben auch beim Taschengeld.“


Wir Eltern sind doch so etwas wie "Lernbegleiter".

Und zwar ständig, eine ganze Kindheit hindurch: Wir ermutigen Kinder ...

 

„Begleiten heißt aber eben auch, loslassen zu können. Kinder dürfen gute und schlechte Erfahrungen machen. Alle sind wichtig. Und die nicht so guten Erfahrungen dienen in der Folge als Referenzen, über die wir immer wieder sprechen – ohne Beschämung und Besserwisserei, also kein 'siehste!' oder 'hättest Du vorher überlegen müssen!'.“


Geld ist so etwas wie ein "Lerninstrument"!

  • Deine Kinder lernen, sich Ziele zu setzen
  • Das „ich will dies, ich will das“ nimmt infolge einer immer konkreteren Planung ab
  • Deine Kinder dürfen Fehler machen und lernen daraus. Übrigens mit deutlich kleineren Folgekosten, als wenn die Fehler erst Jahre später gemacht werden!
  • Deine Kinder lernen, was Ressourcen sind und was ein Budget. Auch, wenn sie es anders nennen ;-)
  • Sie denken über Preise nach
  • Sie lernen Entscheidungen zu treffen
  • Sie haben einen konkreten Anlass, Geduld zu lernen
  • Sie entwickeln mehr Wertschätzung für gekaufte Dinge
  • Deine Kinder werden Stück für Stück gestärkt

Ein völlig neuer Ansatz zu einem alten Thema.


Di, da-da-da-da di da-da … als Lotta das erste Mal dieses Menuett von Bach spielen konnte, lagen Wochen des Übens hinter ihr. Jeden Tag dieselben Fingerübungen – zum Abschlussfest vor den Sommerferien wollte sie sich ja auf die Bühne trauen.

 

Und wie Lotta Klavierspielen – oder ihr großer Bruder Alexander Englisch-Vokabeln – übt, so üben beide schon seit längerem auch etwas ganz anderes: den Umgang mit ihrem Taschengeld.

 

Ihr Taschengeld bekommen Lotta und Alexander einmal pro Woche. Und einmal pro Woche setzen sie sich Ziele, treffen Entscheidungen, planen.

 

Denn jede Woche ist anders – für das Abschlussfest an der Schule zum Beispiel wollen beide ein bisschen Geld für Kuchen und Lose übrig haben.

 

Von Mama und Papa bekommen die beiden nix mehr dazu. Ihre Eltern geben beiden ein bisschen mehr Taschengeld als früher, aber damit müssen sie auch auskommen.

 

 

Und das klappt? Mal gucken, wie die Familie von Lotta und Alexander das hinbekommen hat!


 

„Am Anfang war es für uns echt schwer. So ein Eis oder andere Kleinigkeiten haben wir immer gern zwischendurch spendiert. Das nicht zu tun, das müssen wir jetzt aushalten.“


 

„Ich kann immer sehen, wie viel ich hab. Auch wenn ich auf was sparen will. Dann tue ich mehr Geldstücke ins Spar-Glas, und das wird immer mehr.“


 

„Vor drei Wochen hatte ich das ganze Geld für den ferngesteuerten Rennwagen zusammen. Hat fast vier Monate gedauert! Und trotzdem hatte ich Geld für eine Blume zu Omas Geburtstag!“



"Unsere Sparschweine früher waren im wahrsten Sinne des Wortes Black Boxes. Nie wusste ich, was drin war. Und so ist es irgendwie mit dem ganzen Thema gewesen. Das finde ich an den Gläsern von bricklebrit super: Da ist Transparenz Programm!"

 

Ingrid Stahmer (+)

war Bürgermeisterin und Senatorin (u. a. für Jugend und Familie) im Berliner Abgeordnetenhaus. Zudem langjährige Sprecherin der Landesarmutskonferenz Berlin, die sich für die Überwindung von Armut und sozialer Ausgrenzung einsetzt.



Worum geht’s?

Drei Gläser, drei Aufkleber und ein paar feste Regeln: fertig! Mit dem Drei-Gläser-Modell dürfen sich Deine Kinder überlegen, welche Wünsche sie haben:

  • langfristige Wünsche bedeutet Geld sparen
  • Flohmarkt nächste Woche – da lege ich mir was zurück
  • Mama hat in zwei Wochen Geburtstag – da möchte ich was Kleines schenken

Das Geld bekommen die Kinder pünktlich Woche für Woche – ein ganzer Monat ist für Kinder mindestens bis zum Ende der Grundschule noch ein viel zu unüberblickbarer Zeitraum. 

  • Für jetzt (gleich ausgeben dürfen): Eis, Seifenblasen, Sammelkarten – alles, was Kinder sich zwischendurch leisten wollen.
  • Für später (für sich selbst zurücklegen): Zielsparen auf ein größeres Spielzeug, einen neuen Fußball – alles, was Mama und Papa nicht finanzieren. Oder auch Beteiligungen z. B. an der teureren Marken-Jeans.
  • Für Dich (für andere zurücklegen): Spende für notleidende Menschen, 50 Cent für den obdachlosen Bettler, eine Blume für Oma – alles, was anderen Freude macht.

Die Aufkleber könnt Ihr hier bestellen. Auf dieser Seite gibt's ganz schön viele Anstöße gratis, für die Aufkleber musste ich aber auch bezahlen ;-)


Die Regeln ... für Eltern und Großeltern

  • Die ganzen Extras zwischendurch – diese unsichtbaren Taschengeld-Aufstocker – entfallen!

 

„Natürlich geht ein Familienausflug ins Schwimmbad nicht zu Lasten des Taschengeldes. Aber das Extra-Eis am Donnerstag Nachmittag, der Kaugummi im Supermarkt, das kleine Bitte-Nein!-Bitte!-Nein!-Biiiitte!-Nagut-Spielzeug – das bezahlen die Kinder ab jetzt selbst.“


 

„Für uns als Großeltern war es gar nicht so einfach, auf die gar nicht so kleinen Finanzspritzen zu verzichten. Aber wenn unsere Enkel ein Gefühl für ein Budget entwickeln sollen, ist der Zwanziger extra natürlich kontraproduktiv.“


  • Dafür bekommen die Kinder so viel Taschengeld, dass sie auch tatsächlich ein bisschen wirtschaften können.

 

„Schon ein kleines Spielzeug einer bestimmten Marke kostet ja schnell 10 Euro. Die sollte zum Beispiel Lotta in ein paar Wochen zusammensparen können, sonst verliert sie die Lust am Thema. – Wir waren übrigens erstaunt, wie viele Extras wir Woche für Woche so durchgewunken haben. Das waren nicht selten mindestens 5 Euro.“


  • Auch wenn’s schwerfällt: Halten Sie es aus, dass Ihre Kinder ab und zu blank sind!

 

Geld ist endlich – das ist doch eine wichtige Erfahrung! Wenn Lotta und Alexander die erst beim Handyvertrag machen, ist das tatsächlich nicht mehr lustig!“


Die Regeln ... für Kinder

  • Wenn Geld im „Für jetzt“-Glas liegt, darf damit alles passieren: Es darf ausgegeben werden, liegen bleiben oder in eines der anderen Gläser umgetopft werden.
  • Wenn die Entscheidung „für später“ oder „für Dich“ gefallen ist, bleibt das Geld dort. Es ist ab jetzt an den jeweiligen Anlass gebunden. Also an ein (wechselndes) Sparziel oder die „gute Tat“. Es gehört aber weiterhin dem Kind!

 

„Am Anfang wollte Alexander beliebig zwischen den Gläsern hin- und her-schieben. Die Sache mit der verbindlichen Planung war zuerst ein bisschen schwierig, aber genau die macht beiden mittlerweile echt Spaß. Weil sie merken, dass sie zum ersten Mal erfolgreich auf etwas sparen!“


Was steckt dahinter?

  • Lass Deine Kinder ausprobieren! Lass sie Fehler machen! Wie Lotta und Alexander.

 

„Wir haben die beiden eigentlich alles machen lassen. Aber wir haben sie nicht allein gelassen! Wir haben sie begleitet, waren für ihre Fragen da. Alexander zum Beispiel wollte unbedingt ein ferngesteuertes Auto haben. Direkt hier im Kaufhaus gab es eins für knapp 25 Euro. Wir haben über das Thema Preisvergleich gesprochen und Alexander im Internet schauen lassen. Da fand er das gleiche Auto für 17,99 Euro – aber auch jede Menge Käufer, die das Auto schlecht bewertet haben. Er hat ganz alleine weitergesucht – und ein Auto für 50 Euro gefunden, das fast nur gute Bewertungen hatte. Darauf hat er länger sparen müssen – aber er war am Ende stolz wie Oskar!“


Die Lernerfolge hinter der Idee

Was habe ich?

Sichtbare Barschaft statt BlackBox – im wahrsten Sinne des Wortes: Transparenz.

Eigene Strategien entwickeln und ausprobieren.

Die nächste Woche im Blick haben, Geld aufteilen, Geld zurücklegen, sich über Erfolg freuen. Dazu gehört auch: Enttäuschungen erleben und mit ihnen zurechtkommen.

Wie viel bleibt übrig, wenn ich etwas ausgebe?

Mit den ganz Kleinen muss nicht gerechnet werden – es reicht, wenn Kinder merken, dass es weniger wird. Dass Geld nicht unbegrenzt vorhanden ist.

Wie schaffe ich es, „mehr“ zu haben?

Nicht alles ausgeben, Geld zurücklegen, Geduld haben – in altersgerechten Dimensionen. Später ausbaubar.

Und los geht’s!

Unsere drei Aufkleber sind fast schon alles, was Du brauchst. Was noch fehlt, hast Du zuhause: Drei leere Marmeladen- oder Gurkengläser – oder gerne auch drei Kunststoff-Dosen für die Kleinen. Wichtig ist, dass das Geld zu sehen ist. Denn es soll kein Geheimnis sein, was sich in den Gläsern befindet. Die Kinder sollen ihre Geldbewegungen im Auge behalten.

 

Sie dürfen mit den Gläsern „arbeiten“: also kein Verstauben in Kinderzimmern! Es ist wichtig, dass die Gläser einen gut sichtbaren und schönen Ort bekommen.

So geht’s in der Praxis:

Einer Studie zufolge bekommen die 6- bis 13-Jährigen in Deutschland ungefähr 30 Euro im Monat. Mit diesem Wert arbeiten wir mal: Dein Kind bekommt also wöchentlich 7,50 Euro.

Tipp 1

Gib Deinem Kind die 7,50 Euro in vielen Münzen:

1 x 2 Euro

2 x 1 Euro

5 x 50 Cent

5 x 20 Cent

Das macht es Deinem Kind viel leichter!

Tipp2

3 Euro kommen in das „für später“-Glas, 50 Cent ins „für Dich“-Glas. Das ist eine feste Regel und wird ganz am Anfang zusammen mit den Kindern ausgemacht. Den Rest kann das Kind aufteilen, wie es möchte. Wichtig ist, dass dieser „Rest“ größer ist als der Betrag fürs „für später“-Glas. Wenn trotzdem noch mehr in das „für später“-Glas soll, dann kann das Kind das selbst entscheiden.

 „Lottas Beträge im „für Dich“-Glas sind klein aber regelmäßig. Sie fragt jetzt immer, wer als nächstes Geburtstag hat. Manchmal möchte sie auch dem Obdachlosen an der Bushaltestelle etwas geben.

 

Wir haben selbst ein „Für Dich“-Glas eingerichtet und mit den Kindern besprochen, für wen wir Eltern sammeln können. Wir kamen schnell auf Themen, die nichts mehr direkt mit Geld zu tun haben. Es gibt in der Altstadt zum Beispiel einen stadtbekannten Bettler mit einer Gitarre. Warum lebt der so? Und seit wann?

 

Alexander liebt Hunde und hat in der Schule von Straßenhunden in Rumänien gehört, für die er etwas spenden wollte. Wir haben über eine Patenschaft für ein Kind in der Dritten Welt gesprochen – und tatsächlich wollten sie beide mal die Suppenküche für Obdachlose mit uns besuchen, das hätte ich nie gedacht! 

 

Neulich hatte Lottas Freundin ihr bei den Hausaufgaben geholfen, da war sie ganz glücklich, ihr dafür eine kleine Tüte Schokolinsen zu schenken, die sie selbst gekauft hat!“


 

„Was in dem „für jetzt“-Glas liegt, dürfen Lotta und Alexander ausgeben, wie sie wollen. Wir gucken nicht weg, beraten sie. Aber die letzte Entscheidung fällen die beiden selbst. Wir haben nur grundsätzlich ein paar Regeln aufgestellt, die für alle in der Familie gelten. Unter der Woche keine Süßigkeiten zum Beispiel – aber das macht jede Familie anders.“


Tipp 3

Wende keine abstrakten Sparpläne aus der Erwachsenen-Welt an. „Unsere“ Dimensionen sind für Kinder zu unwirklich. Wenn Kinder einige Wochen oder sogar Monate sparen, ist das eine sehr, sehr lange Zeit für sie.

Es gibt kein RICHTIG und kein FALSCH. Es geht um die spielerische Vermittlung von Geldthemen – aber auch von ganz anderen Werten: Geduld, Hilfsbereitschaft, Konsequenz …