ADHS und ich: eine persönliche Reise

Verstehen und ADHS?!
Ich hatte deutlich verstanden – auf allen Ebenen, auch körperlich –, dass es eine Schulregel gab, die ich nicht mehr brechen wollte. Eine klare Grenze, die ich nicht mehr überschreiten sollte. Denn der Schmerz der Scham, der Schmerz der Schuld, hatte sich rasch wie ein Giftpfeil in mein Inneres gebohrt. Ich schämte mich nicht nur wegen des wiederholten Regelverstoßes. Ich schämte mich für mich und meine Art. Allen anderen schien es zu gelingen, warum fiel es mir so schwer?

Mit dem Pflaster auf dem Mund in die Ecke!
Meine Mutter besucht derzeit einmal in der Woche einen Handy-Kurs genau an dem Ort und in dem Raum, wo ich vor 50 Jahren mit einem Pflaster auf den Mund in die Ecke gestellt wurde.

In der Arztpraxis
Wahrscheinlich ist es, dass es einen Zeitpunkt in der Zukunft geben wird, an dem ich versuche mich zu erinnern, wohin ich die Karte an diesem Tag im Januar bei einem Vorsorgetermin in einer Arztpraxis im Prenzlauer Berg gesteckt habe. Werde ich das Nicht-Finden überhaupt mit diesem Termin in Verbindung bringen? Wann genau wird dieser Zeitpunkt in der Zukunft sein?

Das E-Rezept
Gestern war es endlich soweit: Am Empfang bei meiner Ärztin bekam ich die Info, dass mein Rezept für die Salbe nun auf meiner Krankenkassenkarte gespeichert sei und ich spätestens in einer Stunde – meistens brauche es diese Zeit, damit es abrufbar sei – in die Apotheke gehen könne. Toll, hörte ich mich sagen. Denn die fehlende Digitalisierung geht mir an vielen Stellen des medizinischen Systems seit langer Zeit schon auf die Nerven. Krankenkassenkarten, die im Quartal persönlich...

Smonday
Das Wochenende ist vorbei und meine Gedanken schwingen wie auf einer Schaukel zwischen den vergangenen Tagen und dem bevorstehenden Wochenbeginn. Der Moment wird von der Vergangenheit und der Zukunft vergiftet und die Gegenwart verliert ihren Wert. Nichts Schönes vermag mich aufzumuntern.

Alles nur Chemie?
Ich habe die Zeit (unbewusst) damit verbracht, alles, was mit mir war, vor den Blicken und den Bewertungen anderer fernzuhalten. Ich bin nicht – so wie in guten Nachmittagssoaps üblich – zu einer Freundin gegangen und habe gesagt: "Du, heute geht es mir nicht so gut. Kennst du das auch? Das ist doch nicht normal!"

Ich bin verschöpft!
"Verschöpft" hat es geschafft, in meinen aktiven Sprachgebrauch aufgenommen zu werden und ist dort all die Jahre geblieben. Ich nehme an, dass weniger die Qualität des Wortes als vielmehr das Gefühl dahinter dafür verantwortlich ist. So wie ich als Kind häufig verschöpft war, bin ich es auch heute noch. Und das hat ganz gewiss mit meinem ADHS zu tun.

Muss ich immer erst böse werden?
Es war schon fast Mitternacht, als ich eine Nachricht über einen meiner Social-Media-Kanäle erhielt. Eine Bekannte schrieb mir, dass sie es für bedenklich halte, ihrem Sohn die Einnahme von Ritalin anzuempfehlen.

Der Kalender zur klugen Hausfrau
Ich habe eine besondere Beziehung zu Geburtstagen, sowohl zu meinem eigenen als auch zu denen anderer. Ich kann machen, was ich will, mein Kopfcomputer spuckt fast jeden Tag einen Namen und einen Geburtstag aus. So auch heute. Am 18. September hatte Christiane Geburtstag, mit der ich in meiner Kindheit zusammen geturnt habe. Obwohl sie starb, als wir noch Kinder waren, habe ich völlig vergessen, was damals passiert ist. Aber ihr Geburtsdatum ist für immer in meinem Gedächtnis verankert. Ich...

Immer und immer wieder
Ich rief meine Mutter an, um ihr zu berichten, dass ich den Auftrag, den sie mir erteilt hatte, umgehend erledigt habe. Es ging um die Erstellung eines Fotobuchs für eine liebe Tante. Ich war stolz, dass ich nicht alles auf die letzte Minute geschoben hatte, wie schon oft in meinem Leben, sondern alles rechtzeitig fertigstellen konnte.

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