Taschengeld
Für die meisten Kinder fängt in den ersten Schuljahren die eigene Geldgeschichte an. Sie bekommen irgendwann ihr erstes Taschengeld und beginnen – auch ohne eine regelmäßige Auszahlung – zu erleben, was es heißt, ein Budget zu verwalten. Denn Kinder bekommen Geld. Unabhängig davon, ob ihre Eltern viel davon haben oder wenig. Taschengeld ist eine halbwegs gesteuerte Form des Geld-Transfers – viele andere Formen sind es nicht: Das Zugesteckte von Oma, die Vergütung fürs...
In der Arztpraxis
Wahrscheinlich ist es, dass es einen Zeitpunkt in der Zukunft geben wird, an dem ich versuche mich zu erinnern, wohin ich die Karte an diesem Tag im Januar bei einem Vorsorgetermin in einer Arztpraxis im Prenzlauer Berg gesteckt habe. Werde ich das Nicht-Finden überhaupt mit diesem Termin in Verbindung bringen? Wann genau wird dieser Zeitpunkt in der Zukunft sein?

Das E-Rezept
Gestern war es endlich soweit: Am Empfang bei meiner Ärztin bekam ich die Info, dass mein Rezept für die Salbe nun auf meiner Krankenkassenkarte gespeichert sei und ich spätestens in einer Stunde – meistens brauche es diese Zeit, damit es abrufbar sei – in die Apotheke gehen könne. Toll, hörte ich mich sagen. Denn die fehlende Digitalisierung geht mir an vielen Stellen des medizinischen Systems seit langer Zeit schon auf die Nerven. Krankenkassenkarten, die im Quartal persönlich...
Sonntag. Hinter mir liegt ein langes Wochenende. Morgen ist Montag. Wie ich mich abends um 20.30 Uhr fühle? Ich könnte heulen. Doch warum? Was bedrückt mich? Ich kann dieses Gefühl, das so alt ist, wie ich denken kann, kaum in Worte fassen. Es fühlt sich an wie Abschiedsschmerz. Wehmut (was ist eigentlich Wehmut?). Das Wochenende ist zu Ende. Meine Gedanken schwingen wie auf einer Schaukel zwischen den letzten Tagen und dem morgigen Wochenanfang. Der Moment wird durch die Vergangenheit und...

Vor ein paar Tagen habe ich es mal ausgesprochen: Wie großartig wäre es, wenn es mir jeden Tag gut ginge? Nicht supergut. Nur ausreichend gut. Und wenn ich gleichzeitig schon wüsste, womit ich morgen zu rechnen habe. Denn dann könnte ich mich auf mich verlassen. Auf eine Stimmung setzen, die mich, mein Handeln und Fühlen nicht immer wieder und unangekündigt untergräbt. Jedenfalls in Ansätzen. Und es weniger Kraft bedarf, um eine nicht so gute Tagesform auszugleichen. Ich glaube, das...
Ich bin heute Abend echt verschöpft. Verschöpft? Was soll das denn sein? Nun, diese schöne Wortschöpfung stammt aus meiner Kindheit und aus meinem Mund. Mama, ich bin ja so verschöpft, soll ich gesagt haben. Meine Mutter, die mich zwar kannte, ließ mich dennoch wissen, dass dieses Wort nicht existiere. Ich sag aber trotzdem ..., lautete meine Antwort in solchen Fällen. Und solche Fälle gab es damals und solche Fälle gibt es heute immer wieder. So schnell, wie die Neukreationen gekommen...

Ich halte es schon für grenzwertig übergriffig, meinem Sohn die Einnahme von Ritalin nahezulegen, schrieb mir vor etwa zwei Wochen eine Bekannte über einen meiner Socialmedia-Kanäle. Es war gegen 23.30 Uhr und an Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Ihre Nachricht kam so überraschend wie direkt. Im ersten Impuls wollte ich mich verstecken, ich fing umgehend an, mit mir zu schimpfen. Du bist zu weit gegangen, du bist zu weit gegangen, du bist zu weit gegangen. Gemeint war ich selbst. Ich...
Ich habe ein besonderes Verhältnis zu Geburtstagen: zu meinem und zu denen von anderen. Ich kann machen, was ich will, mein Kopfcomputer spuckt fast jeden Tag einen Namen aus. So auch heute. Am 18. September hatte Christiane Geburtstag, mit der ich in frühen Jahren geturnt habe. Sie starb als wir noch Kinder waren, doch ich habe komplett vergessen, was damals passiert ist. Ihr Geburtsdatum hingegen ist für immer in meinem Gedächtnis verankert. Ich weiß gar nicht, ob es eine Erklärung für...

Immer und immer wieder
Ich rief meine Mutter an, um ihr zu berichten, dass ich den Auftrag, den sie mir erteilt hatte, umgehend erledigt habe. Es ging um die Erstellung eines Fotobuchs für eine liebe Tante. Ich war stolz, dass ich nicht alles auf die letzte Minute geschoben hatte, wie schon oft in meinem Leben, sondern alles rechtzeitig fertigstellen konnte.
Meine ADHS-Diagnose
Ich spielte mit dem Gedanken, meine eigene ADHS-Diagnose nun doch von einem Facharzt bestätigen zu lassen. Warum? Es waren vor allem die Reaktionen der Menschen, mit denen ich sprach. Es schien zu einfach zu sein, Zweifel an mir und meinen Ausführungen zu äußern.

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