Ein Kreisverkehr in Lüneburg: Erinnerungen und Metaphern
Ich erinnere mich noch gut an den ersten Kreisverkehr in meiner Heimatstadt Lüneburg. Damals, als es noch keine Ortsumgehungen gab, fuhren wir regelmäßig durch diesen Kreisel auf dem Weg zu den Großeltern. Es war eine faszinierende Neuerung: keine Ampel, keine Kreuzung. Mein Vater musste zwar anhalten, um reinzufahren, aber sobald wir drin waren, hatten wir Vorfahrt. Als Kind fand ich es alles andere als witzig, wenn mein Vater aus Spaß mehrere Runden drehte. Dann riefen wir alle im Chor: ‚Aufhören!‘, doch manchmal wäre es wohl besser gewesen, einfach still zu sein ...
Heute ist der Kreisverkehr weit verbreitet und sorgt für keine großen Reaktionen mehr. Für mich blieb er jedoch ein faszinierendes Bild. Als ich auf der Suche nach einer Metapher für den Alltag mit ADHS war, insbesondere im Umgang mit Geld, kam mir diese Episode wieder in den Sinn. Sie beschreibt treffend, wie wir uns manchmal im Kreis bewegen und dabei keinen Fortschritt machen.
Übrigens wurde der Kreisverkehr, von dem ich spreche, im Sommer 1976 durch den Bruch des Elbeseiten-Kanals weggeschwemmt! Manchmal hoffen wir, dass äußere Ereignisse uns helfen, unsere unguten Routinen zu durchbrechen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, auf so etwas zu warten, statistisch gesehen eher gering – daher ist das keine besonders effektive Strategie.
Der Kreisverkehr als Metapher für den Finanzalltag mit ADHS
Das Bild des Kreisverkehrs eignet sich hervorragend, um die Ausgangslage vieler Menschen mit ADHS im Umgang (nicht nur) mit ihren Finanzen zu beschreiben. Viele von uns fühlen sich benommen und emotional überwältigt, wenn es darum geht, den Überblick über unsere finanziellen Angelegenheiten zu behalten und uns konsequent und regelmäßig um unser Geld zu kümmern. Das umfasst Aufgaben wie das Erledigen von Rechnungen, das Lösen von Problemen und das Erreichen von Zielen. So bewegen wir uns tatsächlich im Kreis: Wir machen immer wieder ähnliche Erfahrungen, setzen auf altbewährte „Lösungen“, doch aus der Distanz betrachtet, fahren wir immer und immer wieder im Kreis. Wir werden irgendwann ganz benommen vom ständigen Herumfahren, denn es gelingt uns nicht, aus den täglichen Abläufen herauszutreten und die teils unguten Gewohnheiten hinter uns zu lassen.
Entscheidungen im Kreisverkehr und die "ADHS-Steuer"
Obwohl die verschiedenen Abfahrten im Kreisverkehr ausgeschildert und somit bekannt sind, bleibt vieles eine nervige, aber schnell vertraute Routine. Die alten Abläufe und Gewohnheiten bleiben vorherrschend, ohne echte Probleme zu lösen oder Fortschritte zu erzielen. Wie beim Kreisverkehr, wo wir uns manchmal unsicher sind, welche Ausfahrt die richtige ist, fehlt uns im Finanzalltag oft der klare Weg. Wir haben oft Schwierigkeiten, eine feste Routine zu entwickeln und einzuhalten, besonders bei weniger spannenden Aufgaben. Diese Schwierigkeiten führen häufig zu wiederkehrenden Erfahrungen wie Mahngebühren für verspätete Rechnungen, Überziehungszinsen aufgrund suboptimaler Verwaltung von Ein- und Ausgaben oder verpassten Fristen für Vertragskündigungen, oft nur um wenige Tage. Diese kleinen Herausforderungen summieren sich und tragen zur sogenannten „ADHS-Steuer“ bei.
Das Zögern im Kreisverkehr: Komfortzone oder Sackgasse?
Im Gegensatz zu einer linearen Straße, bei der wir kontinuierlich Richtungsentscheidungen an Kreuzungen und Abfahrten treffen müssen, erlaubt der Kreisverkehr eine permanente Möglichkeit, Entscheidungen aufzuschieben. Wir können eine weitere Runde drehen, bevor wir uns für eine Ausfahrt entscheiden, besonders wenn wir uns unsicher sind, ob die gewählte Ausfahrt die richtige ist. Viele von uns kennen das nur zu gut: Wenn es um Entscheidungen geht – ob kleine oder große – neigen wir dazu, diese hinauszuzögern, zu verschieben oder sogar ganz zu vermeiden. Im Bild des Kreisverkehrs fühlt es sich fast so an, als würden wir uns dort zuhause fühlen, weil es bequem ist, sich nicht endgültig festlegen zu müssen. Die immer wiederkehrenden Runden können ein Gefühl der Kontrolle bieten, auch wenn echte Fortschritte dabei auf der Strecke bleiben.
Der Weg aus dem Kreisverkehr: Unterstützung und Veränderung
Der Weg aus diesem „Kreisverkehr“ beginnt mit der Erkenntnis, dass wir Unterstützung benötigen, um aus dem immer wiederkehrenden Muster auszubrechen. Hier kann der Ansatz von bricklebrit für Menschen mit ADHS helfen. Sei es in der Coworking-Gruppe mit #zusammentun oder im Einzelsupport mit Kirstin. In der Kombination ist es unser Anliegen, Dich dabei zu unterstützen, klare Ziele zu setzen und konkrete Strategien zu entwickeln, um finanziellen Herausforderungen zu begegnen und Deine eigenen Ziele zu erreichen.
Wenn Du Dich in diesem Bild wiedererkennst, bist Du nicht allein. Der Weg aus dem Kreisverkehr ist möglich, und es gibt Unterstützung, um Dir dabei zu helfen, Deine finanziellen Ziele klarer zu sehen und zu erreichen. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, dass Du auf der richtigen Ausfahrt landest und Deinen Weg erfolgreich fortsetzt. Der Kreisverkehr kann ein bequemes, aber letztlich frustrierendes Muster sein – es ist Zeit, die richtige Ausfahrt zu wählen und echte Fortschritte zu machen.
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