Hyperfokus-Overdrive

Hyperfokus. Menschen mit ADHS kennen dieses Phänomen nur allzu gut: Ein völlig unbekanntes Thema fesselt dich derart, dass es keine Möglichkeit gibt, diesem Interesse zu entkommen.

 

Ich vertiefte mich in den neuen Stoff, wann immer es ging und dann ausschließlich: Ich las, trug kiloweise Bücher aus der Bibliothek nach Hause, durchforstete das Internet, sah mir Videos an und nahm an Webinaren teil. Natürlich teilte ich meine neuen Erkenntnisse mit meiner Umgebung, sonst wäre mein Kopf womöglich explodiert.

 

Es fiel mir schwer, mich beruflich auf andere Themen zu konzentrieren. Sobald ich freie Zeit hatte, versank ich im Stand der Forschung, in den Funktionsweisen des Gehirns und vor allem in der vielfältigen Symptomatik, die sich bei jedem Menschen mit ADHS unterschiedlich zeigt.

 

Ich weiß mittlerweile, dass diese Anfangszeit besonders herausfordernd für mich war. Gespräche in der Familie und mit Freunden konnten beginnen, wie sie wollten. Ich schaffte es immer, den Bogen zum Thema ADHS zu schlagen. 

 

Obwohl ich spürte, dass ich mich erneut in einer #toomuch-Phase befand – zu viel ADHS, zu intensiv, zu einseitig, zu extrem –, versuchte ich mich zurückzuhalten, durchzuatmen und anderen Raum zum Reden zu lassen. Doch das gelang mir nur mäßig.

 

Eine Freundin schrieb über diese Zeit, es kam ihr so vor, als würde ich die Menschen um mich herum in "für mich" oder "gegen mich" einteilen, with very little in between

 

Aber das war noch nicht alles. Es ging noch weiter. Als nächstes begann ich, die Menschen um mich herum zu diagnostizieren: "hat ADHS", "hat kein ADHS"...